Am Ende trifft es die Studis…

Hey Leute,

sicherlich haben gestern viele von euch mit Erschrecken und Unverständnis die E-Mail des Rektorats bzgl. der ILIAS-Abschaltung gelesen. Wir wollen daher versuchen, euch ein wenig Klarheit in die Sache zu bringen:

  • VG Wort: Die VG Wort (Verwertungsgesellschaft Wort) ist in etwa zu vergleichen mit der GEMA, nur dass sie sich nicht um die Abrechnung von Musik, sondern von urheberrechtlich geschützten Texten kümmert. Vielleicht ist euch schon auf den Kopiergeräten der Uni ein runder Aufkleber aufgefallen. Dieser ist das Siegel dafür, dass dieses Gerät der Kopiergeräteabgabe unterliegt und somit bei jeder Kopie ein entsprechender Beitrag abgerechnet wird. Schwieriger sieht die Lage bei Online-Kopien aus. Bisher hatte die Uni einen Pauschalvergütungsvertrag mit der VG Wort, um nicht exakt nachhalten zu müssen, welcher Studi jetzt genau welches über ILIAS zur Verfügung gestellte Zusatzmaterial wann und wie oft herunterlädt. Genau das soll nun aber in Zukunft geschehen. Die KMK (Kultusministerkonferenz) und die VG Wort haben sich darauf geeinigt, um damit unter anderem eine höhere Tantiemenausschüttung an die Autoren zu gewährleisten. Technisch läuft das in etwa so ab, dass die Lehrkräfte über ein Onlinesystem angeben müssten, welche Werke/Ausschnitte sie (seitengenau) wie vielen Studis zur Verfügung gestellt haben. Dies gilt für Bücher, Reader, Papers sowie Vorlesungsskripte, die Teile urheberrechtlich geschützter Quellen beinhalten.
  • Die Uni: Ein institutioneller Begriff, der schnell vergessen macht, dass diese eigentlich auch nur ein Konstrukt aus Menschen ist. Unter anderem Professoren und weitere Lehrkräfte. Diese leben nicht nur von ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit, sondern sehr viele auch von Publikationen, welche, oh Wunder, über die VG Wort abgerechnet werden. Interessanterweise stemmt sich eben diese Uni gegen einen neuen Vertrag, der deutlich höhere Kosten verursachen würde (es kursieren Zahlen über einen vermuteten Anstieg der Ausgaben um 300%). Die Argumentation basiert vor allem auf erheblich erhöhtem Organisations- und Verwaltungsaufwand, da nun eben jeder einzelne Download registriert und nachgehalten werden müsste, den vermutlich deutlich höheren Kosten und am Ende den Professoren selbst, die angeben, an den höheren Einnahmen der VG Wort nicht angemessen beteiligt zu werden, sprich keinen Vorteil, sondern nur mehr Arbeit hätten.
  • Das Problem: Ähnlich wie beim jahrelangen GEMA-YouTube Rechtsstreit geht nun die Uni auf die sichere Seite und schaltet zum 01. Januar 2017 kurzzeitig ILIAS ab. Danach müssen alle Kurse wieder mit Material befüllt werden. So kann sichergestellt werden, dass alles Material, was dem Verwertungsrecht der VG Wort unterliegt, nicht mehr online ist (quasi: „Dieses Paper ist in Ihrem Land nicht verfügbar“). Nach einigen Tagen sollten alle übrigen Unterrichtsmaterialien wieder planmäßig zugriffbereit sein. Das Rektorat fordert also nun dazu auf, und auch wir, die Fachschaft WiSo, ermutigen euch sehr dazu, bis Ende des Jahres alle Materialien herunterzuladen, damit ihr einerseits die (hoffentlich wenigen) Tage, in denen ILIAS offline bzw. leer sein wird, überbrücken könnt und andererseits weil die Lehrkräfte nun wiederum dazu angehalten wurden, alle  Materialien, die sie planmäßig eigentlich erst später zur Verfügung gestellt hätten, noch vor Jahresende in ILIAS zu stellen, damit ihr euch diese sichern könnt.
  • Ausnahmen: Selbstverständlich könnt ihr weiterhin in der Bib Bücher, Journals, etc. kopieren, einscannen, etc. Auch die Online-Ressourcen über z.B. Elsevier, Beck Online, EBSCO, etc. sind weiter verfügbar und auch die meisten Vorlesungsskripte können völlig unproblematisch wieder auf ILIAS gestellt werden.
  • Die Arschkarte: haben nun wieder wir, die Studierenden, da wir jetzt, und das Urheberrecht ist da auch für Privatkopien sehr streng und eindeutig, jeder einzeln jedes Buch, Paper, Skript, Reader kopieren bzw. einscannen müssen! Eine Weitergabe von Kopien an Dritte, ob analog oder digital, ist nicht erlaubt! Klar, private Dropbox- oder GoogleDrive-Ordner und Facebook-Gruppen sind natürlich dank Datenschutz für die VG Wort nicht einsehbar und daher eine Möglichkeit, legal wären sie trotzdem nicht! Sollte sich dieser Rechtsstreit nun also, wie beim „Vorbild“ GEMA/YouTube, ebenfalls über Jahre hinziehen, würden uns alle Errungenschaften des digitalen Lernens wieder abhanden kommen und unser Studium technologisch wieder in die 70er-Jahre zurückversetzt werden!
  • Wie geht es weiter? Eure Fachschaft WiSo, der AStA und andere studentische Vertretungsorgane sind nun aktuell dabei, Pläne auszuarbeiten, wie man rasch auf beide Seiten am Verhandlungstisch Druck ausüben kann, damit sich diese Geschichte nicht mehr all zu lange hinzieht. Beide Seiten haben berechtigte Argumente für ihre Haltung und Forderungen, jedoch sind wir am Ende die Leidtragenden. Die Diskussion geht über unsere Köpfe hinweg, berücksichtigt unsere Situation in keinster Weise. Keine explizite Unterstützung nur der einen oder anderen Seite hätte vermutlich größere Vor- oder Nachteile für uns, wichtig ist, dass schnell eine Einigung erzielt wird!

Wir werden euch auf dem Laufenden halten und auch nochmal eine Erinnerung schreiben.

Bis dahin viel Erfolg bei den Klausuren,

Eure Fachschaft WiSo

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